Ausbildung "Übersetzer Leichte Sprache" – unsere Mitarbeiter in Weiterbildung

Unsere Kollegen aus Kempten, Frau Drewes und Herr Benz, beginnen im Herbst mit einer Zusatzausbildung zum "Übersetzer Leichte Sprache". Hier im Blog werden sie davon berichten.

Leichte Sprache ist eine besondere Art, Sätze zu bauen. Formulierungen werden so gewählt, dass in jedem Satz nur eine Information enthalten ist. Das erleichtert das Textverständnis für Menschen mit geistiger Behinderung und Menschen, die nicht gut deutsch können. Leichte Sprache ist also ein Hilfsmittel für Barrierefreiheit.

Es ist gar nicht so leicht, die Regeln der Leichten Sprache zu beherzigen. In Deutschland gibt es dazu seit Kurzem eine zertifizierte Fortbildung. Ein Text in Leichter Sprache darf übrigens nur dann als solcher bezeichnet werden, wenn ein zertifizierter Prüfer (eine Person mit geistiger Behinderung) die Formulierungen abgesegnet hat. Ohne diese Prüfung ist ein Text in leicht verständlicher Sprache verfasst – so die offizielle Bezeichnung.

Leichte Sprache im ifd-Alltag

Zwei Mitarbeiter vom Standort Kempten haben sich dazu bereit erklärt, sich auf das Abenteuer Leichte Sprache einzulassen. Sie beginnen im November 2017 mit ihrer Ausbildung.

Lea Solveigh Drewes hat ein duales Studium Sozialmanagement beim Integrationsfachdienst Kempten absolviert. Seit einem Jahr ist sie am Standort Kempten für die Vermittlung von Jugendlichen zuständig. Florian Nico Benz hat nach seiner kaufmännischen Ausbildung noch ein Studium der Sozialwirtschaft absolviert. Auch er ist beim ifd im Bereich Vermittlung tätig. Seit November 2015 ist er zusätzlich beim Regionalen Eingliederungsmanagement, Netzwerk Inklusive Arbeitswelt, tätig. Dort befasst er sich mit der Organisation von Workshops für Arbeitgeber und kümmert sich um Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit rund um das Thema Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben.

Die Gründe dafür, sich als Übersetzer/in Leichte Sprache weiterbilden zu lassen, sind vielfältig. Die beiden haben gemeinsam eine Liste verfasst:

  • Die Erfahrungen aus dem Alltag bei der Arbeit mit Schülern mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Hier wären Materialien und Informationsblätter in Leichter Sprache oft hilfreich.
  • In den Bereichen Berufsorientierung und Unterstütze Beschäftigung (2 Jahre intensive Betreuung, Job Coach in Langzeitpraktika, Projekttage) könnte Unterrichtsmaterial in Leichter Sprache dabei helfen, sich einen besseren Überblick über den Arbeitsmarkt zu verschaffen.
  • Es wurde bereits viel Zeit für die Vorbereitung von Projekttagen und Materialien zur Berufsorientierung investiert. Diese Materialien sollen Stück für Stück in die offizielle Leichte Sprache übersetzt werden. Wir wollen alle Unterlagen noch passgenauer und verständlicher formulieren. Viele unserer offiziellen Materialien waren für die Schüler zu komplex und unverständlich. Das ist im Alltag für alle Beteiligten frustrierend und zeitraubend.
  • Bücher zur Berufsorientierung konnten in einigen Fällen nicht verwendet werden, da sie zu kompliziert geschrieben sind. Hier wünschen wir uns langfristig mehr eigenes Material, auf das wir zurückgreifen können, um unsere Klienten besser zu unterstützen.

Innerhalb des ifd Schwaben waren Florian Benz und Lea Drewes nicht die einzigen, die diesen großen Bedarf erkannt haben. Als sich herausstellte, dass es eine Fortbildung im Bereich Leichte Sprache gibt, haben wir als Träger gern die Kosten für unsere beiden Mitarbeiter übernommen.

Die Fortbildung zum/zur Übersetzer/in Leichte Sprache in Augsburg

Angeboten wir die Fortbildung von der Caritas Augsburg, die 2017 ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm für die Bereiche Unterstützte Kommunikation und Leichte Sprache aufgelegt hat: Link zum Angebot.

Für uns gibt es bei der Fortbildung zwei große Ziele. Zum einen wollen wir natürlich die Kenntnisse im Team vertiefen und künftig unseren Klienten mit passendem Material besser helfen.

Mindestens genauso wichtig ist uns aber auch der Austausch mit anderen Fortbildungsteilnehmern. Hier erhoffen wir uns neue Kontakte. Es wäre schön, wenn dadurch das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung und Lernschwäche gesteigert wird.

Nach der Fortbildung wollen wir zunächst ein Handbuch zur Berufsorientierung in Leichter Sprache erstellen und veröffentlichen. Ebenfalls geplant ist die Entwicklung neuer Materialien für die Vermittlungsarbeit. Darüber hinaus sollen langfristig zahlreiche Dokumente des Integrationsfachdienstes und der Katholischen Jugendfürsorge in Leichte Sprache übersetzt werden.

Besonders freuen wir uns auf unsere eigene inklusive Fortbildung, die wir zur Berufsorientierung in Leichter Sprache geben wollen. Diese ist für Januar 2018 geplant.

Weitere Berichte zum Thema Leichte Sprache

Frau Drewes und Herr Benz werden uns hier im Blog vom Verlauf ihrer Fortbildung berichten. Demnächst erscheint auch ein Gastartikel, in dem eine Dolmetscherin für Leichte Sprache von ihrem Werdegang und ihrer Arbeit berichtet. Bitte besuchen Sie uns wieder.